Licht ist wichtig. Es ist vielleicht wichtiger als die Qualität Ihrer Computermodelle. Mit dem Licht können Sie ein Bild dramatisch beeinflussen. Falls Sie oft mit der Beleuchtung Ihrer Szenen unzufrieden sind, befassen Sie sich getrennt mit Licht. Ich empfehle z.B. das Buch von Jeremy Birn zu diesem Thema, es ist auf Englisch und Deutsch erschienen.
Das computergenerierte Licht hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Der wohl wichtigste Fortschritt ist die Berechnung von Beleuchtungseffekten, die durch die mehrfache Lichtreflexion zwischen Objekten entstehen. Im Falle der Diffus-Reflexion bekommen wir das, was man gemeinhin weiches oder umfließendes Licht nennt. Im Fall der spekularen Reflexion erhalten wir die sogenannten Kaustiken, sie spielen eine geringere Rolle, tragen aber auch zum Realismus bei.
Licht in der Postproduktion
Prinzipiell sind die Möglichkeiten, die Sie heutzutage in Beleuchtungsfragen haben, unerschöpflich und gehen sogar über das hinaus, was Sie in einer realen Aufnahmesituation anstellen können. Dennoch: Es kann passieren, dass Sie die Beleuchtung einer Szene nicht zufriedenstellend hinbekommen. Denken Sie in diesem Fall über Compositing nach: D.h. Sie rendern Ihre Szene in mehreren “Passes” und fügen diese in verschiedenen “Layern” wieder zusammen. Bei dieser Zusammenfügung können Sie einen starken Einfluss nehmen auf die Lichtwirkung und -farbe jedes Layers. Sie können dazu spezielle Software einsetzen, ich arbeite mit “Motion” und “Commotion“, es geht aber auch mit der eingebauten Automation von Photoshop oder mit Open-Source-Produkten.
Wenn Sie mit dem Licht einer Szene unzufrieden sind, notieren Sie es sich als getrennten Task auf Ihrer Liste. Meistens brauchen Sie nur 15 Minuten, um das Licht einer Szene zu modifizieren, müssen aber eventuell Stunden auf die gerenderte Sequenz warten. (Wenn Sie in einer großen Animationsschmiede in Hollywood einige Mitarbeiter Pingpong spielen sehen, sind es oft Beleuchter…) Es ist also ratsam, in der Spätphase des Projekts immer auch eine Lichtkorrektur an einer Szene vorzunehmen: Wenn Sie die Szene ohnehin neu rendern müssen, dann ist jetzt der richtige Moment, auch am Licht Änderungen vorzunehmen! Schauen Sie also immer nach, ob Sie zu einer Szene schon einen Licht-Task notiert haben! Sehen Sie, wie wertvoll die Liste ist?
Farbgradation
Eigentlich ist die Farbgradation ein extra Thema, ich will mich hier aber kurz fassen: Im finalen Schnitt können Sie mit Ihrem Schnittprogramm oft eine “Farbkorrektur” vornehmen. Das ist ein nützliches Werkzeug, mit dem Sie einer Szene oft den entscheidenden letzten Schliff verpassen können. Apples FinalCut bietet hier die sogenannte 3-Wege-Farbkorrektur. Hier können Sie schneller und oft besser Änderungen an Gamma-Kurven und Farbstichen vornehmen, als wenn Sie die Szene neu rendern, nur weil Sie einer Lampe in einer Szene einen Farbstich verpassen wollen.
xx.xx – xx.xx Renderergebnisse montieren, Gesamtfilm begutachten, Prioritäten notieren
xx.xx – xx.xx Detailproblem von Szene 3 lösen (ca 1 h animieren oder texturieren oder Szene in composite-layer passes zerlegen oder so)
xx.xx – xx.xx Licht-Task: Beleuchtung der Szene 3 optimieren (ca. 15 Minuten)
xx.xx – xx.xx Renderjob Szene 3 starten
xx.xx – xx.xx Festivals recherchieren und Einsendetermine notieren, zeitlich beschränken auf ca. 30 Minuten
Auf diese Weise holen Sie aus Ihren täglichen 2 Stunden (oder sind es bei Ihnen 4 oder gar 8?) möglichst viel heraus und können dennoch nach jeder Sitzung entspannt unterbrechen und etwas anderes machen (z.B. einen Blog schreiben).
Durch die Liste speichern und steuern Sie die wichtigsten Produktionsdetails außerhalb Ihres Kopfes. Außerhalb des Kopfes organisieren! Das ist der Clou!